Workshop: In-situ Untersuchungen
Erfahrungsbericht
Am 5. und 6. November 2009 fand im Fraunhofer ICT, Pfinztal-Berghausen, in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Pulverdiffraktometrie der Deutschen Gesellschaft für Kristallographie DGK und der Gesellschaft für Thermische Analyse GEFTA der 9. Workshop zur zeit- und temperaturaufgelösten Röntgenbeugung mit 40 Teilnehmern statt. Auch in diesem Jahr gelang es ein abwechselungsreiches, interessantes Programm zusammenzustellen, das sowohl "Theoretiker" als auch "Praktiker" ansprach.
Ziel des Workshops war es einen breiten Überblick über das Feld der angewandten Röntgenbeugung in Messung und Auswertung zu geben und ein Forum für Anwender und Entwickler aus Forschung und Industrie zu gestalten, das insbesondere Raum für Diskussionen und Erfahrungsaustausch bietet.
Die zeit- und temperaturaufgelöste Röntgen-Pulverdiffraktometrie hat sich in den letzten Jahren als eine sehr effektive und weitreichende Methode erwiesen. Neue technische Entwicklungen bei Röntgenoptiken und Detektoren sowie der Kombination mit anderen Analyseverfahren (DSC, Spektroskopie etc.) eröffnen immer wieder neue Möglichkeiten der Anwendung. Der Schwerpunkt des diesjährigen Workshops war die in-situ-Analyse, welche in weiten Bereichen der Werkstofftechnik eine zunehmend bedeutende Rolle spielt. Oft können Vorgänge erst mit Hilfe von in-situ gewonnenen Informationen über Zusammensetzung, Gefüge, Struktur, etc. verstanden werden.
Die bewährte Mischung aus geladenen Vorträgen, Beiträgen der Teilnehmer und Produktausstellung wurde durch einen Besuch im Röntgenlabor des Fraunhofer ICT und einem gemeinsamen Abendessen abgerundet. Die Vorträge deckten einen weiten ereich der Röntgenbeugung von der Messung bis zur Auswertung ab. Zum Schwerpunkt gab es Vorträge über die Koppelung von XRD und DTA (Dr. Ch. Berthold, Uni Tübingen), das Oxidationsverhalten von Titanpartikeln (O. Schulz, ICT), neue Tools für die Analyse von in-situ XRPD-Daten (Prof. R. E. Dinnebier, MPI für Festkörperforschung, Stuttgart), die Struktur und das Ausdehnungsverhalten von FOX-12 (Dr. P. B. Kempa, ICT), die Anwendung von in-situ XRD in der Katalyse (Dr. M. Schneider, Leibnitz-Institut für Katalyse, Uni Rostock), die neuen Möglichkeiten für in-situ Röntgenbeugung an der ANKA (Dr. S. Doyle, ISS, KIT, Karlsruhe), die Hochtemperaturoxidation von Aluminiumpartikeln (Dr. V. Kolarik, ICT), die in-situ Kleinwinkelstreuung (Dr. S. Jähnert, TU Berlin) und Mikrostrukturuntersuchungen an energetischen Komponenten (Dr. M. Herrmann, ICT). Abgerundet wurde das Programm durch Vorträge über die lokale Struktur fehlgeordneter Materie und deren Analyse mittels PDF (Prof. R. B. Neder, Uni Erlangen), Untersuchungen mit der INCOATEC Mikrofokusröhre (Dr. B. Hasse, INCOATEC, Geesthacht), ein Robotterkonzept für den automatischen Probenwechsel von Halbzeug (Prof. H.-G. Brokmeier, TU Clausthal) und die Analyse der Phasenübergänge in Polypropylen mittels Synchrotronstrahlung (D. Mileva, Univ. Halle-Wittenberg).
Das Spektrum der Aussteller reichte von Temperierkammern (Anton Paar, Graz und mri, Karlsruhe) bis zu Röntgenspiegeln und der Mikrofokusröhre (INCOATEC, Geesthacht) und Geräten und Analysetools für die Auswertung (Bruker-AXS, Karlsruhe und Rigaku, Berlin).
Beim badischen Abend in einem gemütlichen Lokal in Karlsruhe ergab sich die Gelegenheit zu ausführlichen Gesprächen und zum Knüpfen neuer Kontakte. Wir danken allen Vortragenden, Ausstellern und Sponsoren, die zum Gelingen des Workshops beigetragen haben und der DGK für den finanziellen Support. Namentlich erwähnt werden sollen die Spender Anton Paar, Bruker AXS und INCOATEC. Im Oktober 2011 wird der 10. Workshop wieder am Fraunhofer ICT stattfinden, zu dem wir jetzt schon recht herzlich einladen.
Dr. Paul Bernd Kempa, Pfinztal