R. Kunze, W. Stark, D. Neubert
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung,
12205 Berlin Unter den Eichen 87
Duroplaste werden im Preß- und Spritzgießprozeß durch
Einbringen der Formmasse in das heiße Werkzeug verarbeitet. In kurzer
Folge durchlaufen die Formmassen den Prozeß der Erweichung und der
Vernetzungsreaktion. Zur Entwicklung einer Online-Prozeßkontrolle
mit Hilfe von Sensoren im Werkzeug ist es erforderlich, die im Verarbeitungsprozeß
ablaufenden Reaktionen sehr detailliert zu verfolgen. Dazu wurden verschiedene
thermoanalytische Verfahren wie die DDK, TG-MS, TMA, DTMA , Thermolumineszenz
(TL) und die dielektrische Analyse eingesetzt.
Exemplarisch werden hier Untersuchungsergebnisse an kommerziellen Phenolharzformmassen
PF 31 und PF 51 mit der TG-MS-Kopplung vorgestellt. Als Hauptbestandteile
werden in der Literatur 40 % Novolakharz, 6 % Hexamethylentetramin als
Härter und ca. 50 % Holzmehl (PF31) bzw. Zellulose (PF 51) als Füllstoff
angegeben. Für die Prozeßkontrolle ist die Erfassung des Zeitpunktes
des Abschlusses der Vernetzungsreaktion von wesentlicher Bedeutung. Die
Untersuchungen wurden an Original-Formmassen und nach unterschiedlichen
Standzeiten und Temperaturen im Preßwerkzeug durchgeführt. Die
TG-MS-Unter-suchungen an der Originalformmasse zeigen im Temperaturbereich
bis 230 °C drei charakteristische Bereiche. Um 80 °C tritt
ein Massenverlust auf, der im Zusammenhang mit dem in der Formmasse enthaltenen
Wasser steht. Oberhalb von 120 °C setzt die Vernetzungsreaktion (Polykondensation)
ein, die durch die im Massenspektrometer nachgewiesenen Bruchstücke
mit den Massenzahlen m/e = 15, 17, 41, 43 und 94 charakterisiert
wird. Eine zweite Reaktion (Nachvernetzung) deutet sich in der TG-MS
Kurve um 210 °C an. Oberhalb von 230 °C beginnt die thermische
Degradation der Formmasse mit dem Abbau des Füllmaterials (siehe Abb.).
Die Höhe des Peaks für die Ionenströme der Bruchstücke
m/e = 17 (NH3), 41 (C3H5) und 94 (C6H5OH) in Abhängigkeit von der Standzeit charakterisiert gut den Aushärtungsgrad
der Formmasse. Aufgrund der nachgewiesenen Bruchstücke wird ein Modell
für den Aushärtungsprozeß entwickelt. Die Ergebnisse
der TG-MS-Untersuchungen werden mit Thermolumineszenzmessungen verglichen.
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