B. Hunger, I. A. Beta und H. Böhlig
Wilhelm-Ostwald-Institut für Physikalische und Theoretische Chemie,
Universität Leipzig,
D-04103 Leipzig
Wasser ist ein wichtiges Gastmolekül im Porensystem von natürlichen und synthetischen Zeolithen. Durch den Wassergehalt von Zeolithen werden ihre Adsorptions- und katalytischen Eigenschaften maßgeblich bestimmt. Kenntnisse über den Zustand des Wassers in Zeolithen sind deshalb von großem Interesse. Dies war Ausgangspunkt für systematische Untersuchungen zur temperaturprogrammierten Desorption (TPD) von Wasser an mit Alkalimetall-Ionen ausgetauschten X- und Y-Zeolithen.
Ab einer Beladung von ca. 6-10 Wassermolekülen pro großem Hohlraum unterscheidet sich das nichtisotherme Desorptionsverhalten in Abhängigkeit von der Art des Kations und dem Si/Al-Verhältnis deutlich. Mit Ausnahme von X-Zeolithen mit großem Cäsiumionengehalt weisen die Desorptionsprofile (10 K min-1) bei höheren Temperaturen (ab 450-470 K bis ca. 605 K) immer zwei Desorptionsbereiche auf, was als Hinweis auf unterschiedliche Adsorbatstrukturen angesehen werden kann.
Zur detaillierten Interpretation des nichtisothermen Desorptionsverhaltens
wurden zeitaufgelöste Untersuchungen in einer temperaturprogrammierbaren
DRIFT-Apparatur durchgeführt. Bei Raumtemperatur zeigen die DRIFT-Spektren
im OH-Valenz-schwingungsbereich eine breite Assoziatbande bei ca. 3400
cm-1, die durch die Ausbildung von H2O-Clustern im
Hohlraumsystem der Zeolithe hervorgerufen wird. Bei geringerer Wasserbeladung
der Zeolithe weisen die Spektren im OH-Valenzschwingungsbereich jeweils
2 durch Assoziation beeinflußte und jeweils 3 auf freie OH-Gruppen
zurückgehende Absorptionen unterschiedlicher Intensität auf.
Die OH-Valenzschwingungen freier OH-Gruppen beginnen sich bei Desorptionstemperaturen
von ca. 460 K auszubilden. Oberhalb dieser Temperatur läßt die
Differenz der für aufeinanderfolgende Temperaturschritte (10 K) gewonnenen
Intensitätswerte der höchstfrequenten OH-Valenzschwingung der
freien OH-Gruppen (ca. 3680-3710 cm-1), in Übereinstimmung
mit der konventionellen TPD, auf zwei Desorptionsbereiche schließen.
Wegen der großen Ähnlichkeit der DRIFT-Spektren bei sehr geringer
Wasserbeladung (1 bzw. 0.5 Wassermoleküle pro großem Hohlraum)
kann die Ausbildung von H2O-Clustern im Hohlraumsystem der Zeolithe
bei dieser Beladung ausgeschlossen werden. Zur Erklärung der Assoziatstrukturen
im OH-Valenzschwingungs-bereich können somit nur die Wechselwirkungen
der Wassermoleküle mit Gittersauer-stoffatomen des Zeolithgerüstes
herangezogen werden. Daraus resultieren 3 mögliche Modelle für
die Anordnung der an die Kationen gebundenen Wassermoleküle (beidseitig,
einseitig und nichtassoziierte H2O-Moleküle). In Abhängigkeit
von der Art des Kations werden systematische Änderungen der Wellenzahlen
sowohl der jeweils höchstfrequenten OH-Valenzschwingungen freier OH-Gruppen,
als auch der durch Assoziation beeinflußten OH-Absorptionen beobachtet,
die zusammen mit Röntgenbeugungsuntersuchungen und quantenchemischen
Rechnungen interpretiert werden.
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