Die Anwendung der Thermischen
Analyse in der Textilforschung
Dipl.-Ing. Andrea Glawe
Vortrag als PDF-Datei (137 KB)
In unserem Textilforschungsinstitut arbeiten wir mit einer Simultanen
Thermischen Analyse STA 409 der Firma Netzsch Gerätebau GmbH. Das
Meßverfahren ist ein akkreditiertes Verfahren als Bestandteil unseres
analytischen Labors. An ausgewählten Beispielen soll gezeigt werden,
wie die Thermische Analyse zur Lösung von Problemen in unserm Textilforschungsinstitut
genutzt wird.
In 80 Prozent aller Fälle wird die Differentialthermoanalyse zur
Problemlösung herangezogen. Hier werden thermische Reaktionen von
Proben wie Schmelz- und Zersetzungs- oder Erstarrungstemperaturen zur Materialidentifikation
genutzt. Die DSC-Meßkurven werden somit als "Fingerabdrücke"
zur Identifizierung von unbekannten Materialien ausgewertet und mit Meßergebnissen
aus dem Faseratlas des Institutes verglichen. Bei externen Prüfaufträgen
müssen mindestens zwei Nachweisverfahren zur Bestimmung unbekannter
Materialien genutzt werden. Neben chemischen Verfahren werden die Mikroskopie
sowie die Thermische Analyse eingesetzt. Als Reaktionstemperatur wird in
Fachveröffentlichungen meist die extrapolierte Peakanfangstemperatur
definiert und angegeben. In der Denkendorfer Fasertafel wird jedoch das
Peakmaximum als Schmelztemperatur angegeben.
Beispiele zur Anwendung der Differentialthermoanalyse sind:
-
Frage nach verwendetem Material im Haftband eines Kompressionsstrumpfes
-
Frage nach verwendeten Material - welches Polyamid wurde eingesetzt (PA6
oder PA6.6?)
-
Kunstlederprobe, die sich nicht entfärben ließ - welches Material
wurde eingesetzt?
-
Identifikation von PA 6.6
-
Vergleich von PA 6.6 mit PP - beide Polymere zeigen in der Ableitung der
DSC-Kurve ein stufenweises Aufschmelzen
Desweiteren werden Hinweise zur Veredlung von Materialien anhand ihrer
thermischen Eigenschaften gegeben.
-
Fasermischung Polymer mit Leinen - Frage nach Polymer sowie Anforderungen
an Veredlung
-
Parafin - Anforderungen an Veredlung, wenn Parafin als Präparationsmittel
in der Weberei eingesetzt werden soll
Bei der Thermogravimetrie werden Masseänderungen in Abhängigkeit
der Temperatur gemessen. Bedeutung findet die Thermogravimetrie in unserem
Forschungsinstitut vor allem bei der Bestimmung von Trockengehalt und Glühverlusten.
-
Beispiel der Bestimmung des Trockengehaltes von Schlichtemitteln
Mit der Bearbeitung eines Forschungsthemas wurde eine exakte Methode zur
Bestimmung der Effektivtemperatur der thermischen Fixierung erarbeitet
und optimiert. Als optimale Meßmethodik wird die Differentialthermoanalyse
eingesetzt. Dabei mußte vor allem eine Lösung für die Probleme
der Gardinenveredlung mit ihrer hohen Erzeugnisbreite und Variationsvielfalt
geschaffen werden. Es wurden vor allem strukturierte Gardinen betrachtet,
um zu ermitteln, wie die Effektivtemperatur der thermischen Fixierung bei
unebenen Flächen verteilt ist.
Anhand von zwei Beispielen werden die Ergebnisse des Forschungsthemas
kurz dargestellt.
nach oben