L a u d a t i o

zur Verleihung des NETZSCH-GEFTA-Preises 2004

an Dr. Stefan S a r g e

Der NETZSCH-GEFTA-Preis 2004 wird an Herrn Dr. Stefan Sarge aus Braunschweig verliehen.

Schon der Beginn eigener wissenschaftlicher Arbeiten, die Erarbeitung der Diplomarbeit, führte Herrn Dr. Sarge auf das Gebiet von Thermischer Analyse und Kalorimetrie. Diesem Gebiet ist er seither treugeblieben, inzwischen gilt er national und international als erfahrener Spezialist, dessen wissenschaftlicher Rat in vielfältiger Weise gefragt ist.

Seine berufliche Entwicklung begann Herr Sarge mit der Diplom- und danach Promotionsarbeit, die er beide unter der Leitung von Professor Heiko K. Cammenga am Institut für Physikalische und Theoretische Chemie der TU Braunschweig anfertigte. Er befaßte sich mit Feststoffreaktionen in organischen Materialien, die er u.a. mit TG, DSC, Thermooptischer Analyse und Raster-Elektronen-Mikroskopie verfolgte, später kamen Untersuchungen der Kinetik organischer Reaktionen mit dynamischer Kalorimetrie, die Erprobung von Reinheitsbestimmungen und die Aufnahme von Phasendiagrammen mittels DSC und DTA hinzu.

Nach der Promotion 1988 war er einige Monate bei Günther Höhne Gast der Sektion für Kalorimetrie der Universität Ulm. Hier arbeitete er auf dem Gebiet der DSC unter höheren Drücken und schuf die Grundlagen für die Konstruktion eines Kalorimeters für den Einsatz bis 4 kbar. Anschließend war er ein Jahr als Post-Doktorand an der University of Queensland in Brisbane (Australien), wo er gemeinsam mit G. T. Barnes Phospholipide mit kalorimetrischen und oberflächenphysikalischen Methoden untersuchte.

Diese Arbeiten aus etwa 6 Jahren waren es, die die GEFTA im Jahre 1990 mit dem ersten NETZSCH-GEFTA-Förderpreis auszeichnete. Damit ist Herr Dr. Sarge der erste Wissenschaftler, der nicht nur zu Beginn, sondern auch in der Mitte seines beruflichen Lebens eine wissenschaftliche Auszeichnung unserer Gesellschaft erhält.

Seit 1990 ist er an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) angestellt; hier ist er seit 1991 als Leiter des Laboratoriums für Kalorische Größen tätig.
Entsprechend der Zielstellung der PTB widmet er sich mit besonderer Intensität der metrologischen Korrektheit der Kalibrierung von Temperatur, Wärme und Wärmefluß und hat sich hierbei große Expertise für alle klassischen und modernen kalorimetrischen Techniken wie Bombenkalorimetrie, Adiabatische Kalorimetrie und Dynamische Kalorimetrie erworben. Aus der letzten Zeit sind die Arbeiten zur Gaskalorimetrie besonders hervorzuheben, wo er im Rahmen der gesetzlichen Aufgaben der PTB forschend, entwickelnd und beratend tätig ist.

Seine wissenschaftlichen Resultate sind in Form von 38 Originalarbeiten, 2 Buchkapiteln, einem Patent, 31 Vorträgen, darunter mehrere eingeladene Hauptvorträge, sowie von zahlreichen Posterbeiträgen zusammengefaßt.

Herr Dr. Sarge ist nicht nur ein sorgfältig messender und urteilender Wissenschaftler, sondern auch ein kritischer Analytiker - und zwar sowohl der eigenen Arbeiten wie der in der Literatur publizierten oder bei Vorträgen präsentierten Resultate. Das macht ihm zu einem qualifizierten und wissenschaftlich strengen Diskussionspartner, der den Dingen auf den physikochemischen und metrologischen Grund geht.

Seine nationale und internationale Reputation erwarb Herr Sarge vor allem im Zusammenhang mit drei Tätigkeitsfeldern, die alle eng mit Zielen und Anliegen unserer Gesellschaft verbunden sind.
Zum ersten ist dies die fast zehn Jahre währende, sehr aktive Mitarbeit in den beiden Kalibrier-Arbeitskreisen der GEFTA, deren Ergebnisse seit mehreren Jahren den Status offizieller Empfehlungen der ICTAC haben.
Zum zweiten ist dies die Tätigkeit von Herrn Sarge als Vorsitzender einer Arbeitsgruppe des DIN-Ausschusses, die mit Empfehlungen zur Standardisierung befaßt ist.
Drittens sind dies die gemeinsam mit Wolfgang Hemminger unternommenen Bemühungen, eine wissenschaftlich korrekte Definition der Thermischen Analyse für das ICTAC Nomenclature Committee zu erarbeiten. Der diesen Arbeiten bisher versagt gebliebene offizielle Erfolg ändert nichts an der wissenschaftlichen Qualität der Vorschläge.

Alle diese Arbeiten begründen die weithin anerkannte Stellung, die Herr Dr. Sarge sich unter den Thermoanalytikern und Kalorimetrikern erworben hat und die die Zuerkennung des NETZSCH-GEFTA-Preises einprägsam begründen.

Der Vorstand der Gesellschaft für Thermische Analyse gratuliert Herrn Dr. Sarge zur Auszeichnung mit dem NETZSCH-GEFTA-Preis auf das herzlichste und wünscht ihm Gesundheit und Glück sowie gutes Gelingen für alle persönlichen und wissenschaftlichen Vorhaben.


Für den Vorstand der GEFTA
Michael Feist

Verleihung des Netzsch-Gefta-Preises an Herrn Dr. S. M. Sarge Verleihung des Netzsch-Gefta-Preises an Herrn Dr. S. M. Sarge
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